Authentizität oder Anpassung?

Authentizität hat so viele Facetten und doch etwas gemeinsam. Sie entscheidet, ob Du bei anderen auch langfristig gut ankommst oder nicht.

Mann betrachtet sich im Spiegel

Denn sicher kannst Du bei einem Kennenlernen eine Maske aufsetzen und eine Rolle spielen. Doch Menschen entscheiden grundlegend emotional und erklären sich diese Entscheidung im Nachhinein rational. Das alles geschieht in einer so kurzen Zeitspanne, dass wir der Meinung sind, rational entschieden zu haben. Empfindet Dich also jemand als nicht authentisch, wird er von einem näheren Kontakt mit Dir absehen. Oder der 1. Eindruck wird sich über die Zeit wandeln wenn die Menschen Deiner Umgebung Dich näher kennenlernen.

Meist ist es sinnvoll authentisch zu sein. Gelegentlich ist aber auch der Weg der Anpassung nicht verkehrt. Wann welcher Weg der Bessere für Dich ist, kannst Du nach dem Lesen der folgenden Zeilen für Dich entscheiden.

Authentizität erlangen

Allgemein wird Authentizität als das Handeln eines Menschen ohne äußere Einflüsse betrachtet. Also aus dem Menschen selbst heraus begründet. Es ist das Verständnis von der Echtheit dieses Menschen.

Im Grunde genommen möchte sich doch jeder mit authentischen Menschen umgeben. Mit einem Fake / einer Kopie, jemandem, der eine Rolle spielt die Zeit zu verbringen, hört sich nicht so prickelnd an.

Das, was wir uns so gerne von anderen wünschen, sollten wir erst selbst erfüllen. Das heißt, wir sollten uns unserer Authentizität bewusst werden und unseren eigenen Prinzipien treu bleiben. Dafür müssen wir diese erst genau kennen. Auf dem Weg dorthin sind vier grundlegende Schritte notwendig.

  • Dir Deiner selbst bewusst sein. Dies setzt eine ehrliche Selbstreflexion voraus. Selbstreflexion ist nicht etwas, was einmal im Jahr gemacht werden, sondern regelmäßig zur Anwendung kommen sollte. Allein diese Selbstreflexion steigert das Selbstbewusstsein und die Selbstliebe – wenn sie nicht mit einem rationalen und konditionierten Mindset durchgeführt wird. Lass da Deine innere Stimme zu Wort kommen und erkenne Deine Prinzipien, Motive und Werte.
  • Ehrlichkeit. Auch unangenehmes akzeptieren – sich Dinge nicht schön reden. Das Leben ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Es sind auch unangenehme Situationen da, die durchlebt werden müssen. Daraus kann viel Erfahrung und persönliches Wachstum entstehen. Genauso geht es auch um Ehrlichkeit anderen gegenüber. Es mag sein, dass kurzfristig eine unehrliche Aussage Dich in Sicherheit wiegt. Allerdings sind die langfristigen Folgen eher Nachteilig für Dich.
  • Konsequenz. Deine Werte und inne liegenden Motive vertreten und danach handeln. Auch wenn es manchmal unangenehm oder nachteilig im Miteinander wird. Werden die eigenen Werte und Motive unterdrückt, kannst Du sicher davon ausgehen, dass Du mit der Situation langfristig unglücklich wirst.
  • Aufrichtigkeit. Jeder Mensch hat auch negative Seiten und sollte zu diesen stehen. Nobody is perfect! Aber wir können versuchen, diesem Ideal so gerecht wie möglich zu werden.

Schneller Authentizitätscheck

Checkliste zur Authentizität

Für einen schnellen Check stelle Dir folgende Fragen:

  • Kenne ich meine Stärken und Schwächen?
  • Stehe ich dazu – vor allem zu meinen Schwächen?
  • Kenne ich meine Motive, die mein Leben auch von unbewusster Ebene mitbestimmen?
  • Wie verhalte ich mich in Situationen, die für mich unangenehm sind?

Die Antwort auf diese Fragen geben Dir einen ersten Hinweis darauf, wie es sich im Alltag verhält – ob Du authentisch durch das Leben gehst oder nicht. Sieh das nur als einen ersten Hinweis. Denn diese Fragen beantwortest Du gerade mit Deinem konditionierten und bewussten Mindset. In den meisten Fällen werden wir allerdings vom Unterbewusstsein stark beeinflusst. Einige Studien sprechen hier von einem Anteil bis 95%.

Werte und Motive zur Authentizität

Aus der Genforschung wissen wir, dass bis 50% des menschlichen Charakters von den Eltern vererbt wurde. Der Rest ist freier Wille und bisherige Erfahrungen sowie Konditionierungen, die wiederum sehr stark auf das Verhalten der Eltern aufbauen.

Daraus bilden sich unter anderem die Motive und Werte eines Menschen. Kennst Du Deine echten Werte und Motive? Besonders hier ist es vielen nicht mehr möglich eine Antwort zu finden. Denn die echten sind in Deinem Inneren verborgen und wirken von dort auf Deinen Alltag ein. Sie lenken Dich quasi aus dem Hintergrund.

Ist eine Diskrepanz zwischen den gelebten und den essenziellen Motiven vorhanden, fallen einige Tätigkeiten schwer. Sie machen wenig Freude, sind anstrengend und nicht zufrieden stellend. Kennst Du Deine intrinsischen Motive, kannst Du unter Berücksichtigung dieser Dein Leben in leichtere Bahnen lenken. Hier eine kleine Auswahl an Motiven, die eine Rolle spielen können.

  • Macht
  • Freiheit
  • Status
  • Risiko
  • Wissen
  • Beziehungen

Willst Du Deine Verhinderer nachhaltig angehen, beseitigen und Deine intrinsischen Werte und Motive kennen lernen, musst Du dich mit Deinem Unterbewusstsein auseinander setzen. Hier erkennen, was dich wirklich ausmacht und nicht das, was Dir in Deinem bisherigen Leben anerzogen wurde bzw. was Du Dir angeeignet hast.

Werde zu dem, der Du eh schon bist.

Fast immer konnte ich in meiner Arbeit als Holistic Coaching erkennen, dass gelebte und essenzielle Motive teilweise sehr unterschiedlich sind.

Authentizität gestern und heute

Authentizität nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Menschen möchten nicht länger geblendet oder gar belogen werden. Als Beispiel wäre da ein großer Schweizer Nahrungsmittelkonzern oder ein großer deutscher Autobauer mit seinem Dieselskandal. Ein Shitstorm nach dem anderen prasselt über sie herein da sie nicht das verkörpern und umsetzen was sie versprechen. Sinkende Umsatzzahlen, abwandernde Kunden oder gar Klagen auf Schadensersatz sind Folgen solcher Täuschungen.

zwei Kollegen freuen sich und klatschen ab

Auch bei Mitarbeitern hat sich der Fokus auf dessen Eigenschaften stark verändert. Waren früher noch Menschen gefragt, die ihre Tätigkeiten strikt nach Anweisungen durchgeführt haben, stehen heute Mitarbeiter und Führungskräfte vor einer ganz anderen Herausforderung. Es werden Persönlichkeiten gefragt. Menschen, die zu dem stehen was sie sagen und tun. Dadurch wird Charakterstärke und Selbstsicherheit vermittelt. Das sind die Mitarbeiter, die wesentlich zu einem Unternehmenserfolg beitragen.

Im Bereich der Dienstleistungen ist das Thema Authentizität gefragter denn je. Da sind nicht nur angebotene Produkte und Dienstleistungen für den Kunden relevant. Es sind zum größten Teil die Anbieter selbst. Der Kunde fragt sich bei einem Angebot (in der Regel unbewusst): Ist dieser Anbieter mir sympathisch? Strahlt er die nötige und erhoffte Kompetenz aus? Ist er authentisch? Dadurch werden die Entscheidungen für Kauf oder Nichtkauf getroffen. Dadurch werden authentische Unternehmer den anderen immer einen Schritt voraus sein. Denn einen Fake merken Menschen sofort.

Wie ist es mit Partnerschaften? Wurde früher das Versprechen gegeben „bis der Tod uns scheidet“, musste sehr viel passieren, dass man wieder getrennte Wege ging. Und heute? Knapp 40% der geschlossenen Ehen werden wieder geschieden. Viele davon, weil die Partner sich erst in der Ehe richtig kennengelernt haben. Beziehungen ohne Trauschein? Ganz oft ein Kommen und Gehen. Nach der Verliebtheitsphase, die bis 18 Monate dauert, lernen sich die Partner näher kennen. Die früher gespielten Rollen können nicht mehr aufrecht erhalten werden und man geht wieder getrennte Wege weil es ja doch nicht der- oder diejenige war, mit dem der Rest des Lebens verbracht werden wollte.

Liebenswert sein

Wir wollen doch alle geliebt werden und uns liebenswert zeigen. Was viele dafür tun, ist sich eine Rolle zurechtzulegen und diese nach Möglichkeit lange zu spielen. Ist das der wirkliche Wunsch? Ich sehe das ander.s

Unser Dichterfürst Goethe sagte dazu:

Unsere kleinen Irrtümer und die kleinen Schwächen sind es, die uns gegenseitig liebenswert machen.

Doch wer kennt schon seine ganzen Stärken und Schwächen? Wer weiß schon genau, was andere an ihm liebenswert finden?

Über die ganzen Jahre unseres Lebens, besonders in der Kindheit und Jugend sind wir durch äußere Einflüsse konditioniert worden. Wir wollten den Eltern, den Lehrern und unseren Mitmenschen gefallen. Dem ersten Freund / der ersten Freundin wollten wir gefallen und sie beeindrucken. Dafür haben wir uns an deren Wünsche angepasst. In späteren Beziehungen, egal ob beruflich oder privat, ging es dann genau so weiter. Gesellschaftliche Ideale tun ihr übriges dazu.

Nicht zu dünn vs. nicht zu dick.

Nicht zu laut vs. nicht zurückhaltend.

Du merkst allein bei diesen beiden Beispielen: es ging oft um: Nicht. Viele haben sich dabei von sich selbst weiter entfernt und Schritt für Schritt einen Teil ihrer Authentizität aufgegeben.

Wir haben jederzeit die Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Durch eine kurze Tages-Selbstreflexion stärkst Du Deine Authentizität. Stell Dir abends die Fragen:

“Was ist mir heute gut gelungen und was nicht?”
“Wo bin ich authentisch gewesen und wo nicht?”

Wenn Du das noch ausführlicher machen möchtest, findest Du hier 30 Fragen dazu.

Anpassung nach Bedarf

Entgegen dem Wunsch nach mehr Authentizität leben wir im Alltag in unterschiedlichen Rollen. Die Rolle des Elternteils, die des Mitarbeiters, des Chefs oder, oder, oder. Rollen gibt es viele und in manchen ist es nötig, sich auch äußeren Gegebenheiten anzupassen. Wenn beispielsweise der Mitarbeiter sich vom Chef nichts sagen lässt, weil er meint er muss alles nach seinen eigenen Vorstellungen erledigen, muss er sich nicht wundern, wenn das auch mal unbequeme Konsequenzen nach sich zieht.

Besonders im zwischenmenschlichen Umgang ist es oft nötig, sich gelegentlich anzupassen. Kompromisse zu finden. Auf der einen Seite zu sich stehen und authentisch bleiben, gleichzeitig aber dem Gegenüber mit Respekt und Wohlwollen zu begegnen. Das lässt dem Gegenüber den nötigen Raum, die eigene Authentizität ausleben zu können. Menschen die darüber hinweggehen und über alles, was nicht ihren Vorstellungen entspricht, drüber bügeln, beweisen in gewisser Weise Authentizität. Aber auch geistige Unreife und mangelnde Zwischenmenschlichkeit.

Es ist nicht schwierig, seinem Gegenüber die eigene Sichtweise auf eine Art und Weise mitzuteilen, ohne ihn zu verletzen. Doch auch das fällt vielen schwer. Vermeide dabei Eskalationen, die Dir den Weg zum Deinem Ziel versperren könnten und behalte dennoch Deinen Standpunkt. Das ist Kompromissfähigkeit und gehört zwingend zur Authentizität dazu.

Unabhängig davon, ob Du authentisch bist oder dich in eine Rolle begibst um anderen zu gefallen. Es wird immer diejenigen geben die dich mögen und die anderen, die es nicht tun. Und schließlich kannst und musst Du nicht jedem gefallen.


Du möchtest mehr Authentizität leben und möchtest mehr über deine inneren Motive wissen? Kontaktiere mich, ich melde mich zurück.