Glaubenssätze begegnen uns jeden Tag. Manche von ihnen lassen sich sofort als solche erkennen, andere begleiten uns ohne unser Wissen. Und doch bestimmten sie einen großen Teil unseres Alltags.
Wie kommt es dazu und was sind Glaubenssätze eigentlich?
Glaubenssätze sind Annahmen über uns selbst
oder auch wie die Welt da draußen funktioniert.
Du kannst aus diesem einen Satz bereits erkennen, woher Deine Glaubenssätze stammen. Es sind Glaubenssysteme, die hauptsächlich aus der Erziehung und dem bisherigen Leben, von Vorbildern oder Einflüssen des Umfeldes übernommen wurden oder dadurch entstanden sind. Hast du bestimmte Sätze immer wieder gehört, haben sie sich in dein Unterbewusstsein regelrecht eingebrannt.
Wie Glaubensmuster entstehen
Besonders in jungen Jahren prasseln sehr viele Informationen auf uns ein. Ungefiltert nehmen wir diese bis zu einem Lebensalter von ca. acht Jahren auf. Da sie hauptsächlich von unseren Vorbildern wie Eltern, Großeltern, Lehrer usw. stammen und wir diesen vertrauen, sehen wir sie als die einzige Wahrheit an und hinterfragen sie nicht weiter. Eine Wiederholung ähnlicher Aussagen und Situationen verstärkt diese und es bildet sich ein Gedankenmuster daraus.
Hast Du als Kleinkind des Öfteren Tadel im Elternhaus erfahren, wir dies durch die Lehrer in der Bewertung Deiner schulischen Arbeiten weiter bekräftigt. Denke da an die Korrekturen Deiner Arbeiten in der Schule – alle Fehler mit rot markiert. Das, was sich bei Dir festsetzt ist nicht die Gesamtnote, sondern die ganzen Fehler die Du gemacht hast. Und im Laufe der Jahre hat sich einer der häufigsten Glaubenssätze gebildet:
Ich bin nicht gut genug.
Das Ergebnis daraus ist ein weiteres „wenig zutrauen“ und Zurückhaltung. Die eigenen Wünsche und Träume, z.B. Traumjob, Traumpartner, werden hinten angestellt und man gibt sich mit dem zufrieden was man hat.
Entstehung und Festigung
Als Hundebesitzer kann ich hier sehr oft erkennen, wie freudig Kinder auf den Hund zulaufen wollen und von den Eltern zurückgehalten werden. Was dabei manchmal gesagt wird, möchte ich hier nicht wiedergeben. Die Bandbreite ist aber von „Frag erst mal ob du ihn streicheln darfst“ bis zu „Der könnte dich beißen“. Was bleibt bei dem Kind, wenn es die Situation oft erlebt?
Hunde sind böse.
Solche Gedankenmuster entstehen aber auch zu späteren Zeitpunkten als in den ersten acht Jahren. Im Kindes- und Jugendalter ist der Konsum von TV und sozialen Medien sehr ausgeprägt. Bist Du beispielsweise sehr affin, was romantische Filme angeht, hast du schnell eine Idealvorstellung einer Beziehung. Und wehe es geschieht im realen Leben nicht so oder annähernd so. Dann wir gleich nach der nächsten Beziehung gesucht. Diese könnte ja dem entsprechen, was Du dir vorstellst.
Auch im Erwachsenenalter haben wir, obwohl wir derzeit sämtliche Möglichkeiten haben uns zu informieren, den Hang dazu, bestimmten Informationsquellen zu glauben. Besonders dann, wenn Emotionalität bei der Aufnahme der Information eine Rolle spielt. Wir sind da sehr anfällig und nehmen dies in unserem Glaubenssystem auf. Der Blick auf das Ganze, die Hintergründe und erweiterte Informationen spielen danach eine untergeordnete Rolle.
Top limitierende Glaubenssätze
Glaubenssätze gibt es viele. In meiner Arbeit habe ich schon die unterschiedlichsten Varianten gehört und bin immer noch der Meinung, nicht jeden gehört zu haben. In der ganzen Fülle an Glaubenssätzen haben sich folgende herauskristallisiert, die Menschen auf dem Weg zu einem glücklicheren und selbstbestimmten Leben einschränken.
- Ich bin nicht gut genug.
- Ich kann das nicht und werde scheitern.
- Ich bin zu jung / zu alt.
- Es ist wichtig, was andere von mir denken.
- Mir fehlen die Möglichkeiten.
- Ich bin das Opfer äußerer Umstände.
Glaubenssätze erkennen
Viele Glaubenssätze haben einen alten Ursprung und haben sich sogar zu Sprichwörtern des Allgemeingebrauchs entwickelt. Einige dieser Beispiele:
- Schuster, bleib bei deinen Leisten.
- Ohne Fleiß kein Preis.
- Bleib so, wie du bist.
Selbst hier erkennst Du, dass diese Glaubenssätze für Dich sowohl eine förderliche, als auch eine hinderliche Seite haben. “Schuster, bleib bei deinen Leisten” kann Dir dazu verhelfen, Deine Stärken und Potenziale weiter zu entfalten. Quasi ein Spezialist auf einem bestimmten Gebiet werden. Dagegen spricht, dass Du nichts anderes ausprobierst und Neues entdecken wirst. Du schneidest Dich von der eigenen Weiterentwicklung ab und lernst nichts dazu.
Eine ähnliche, sogar gleiche Thematik findest Du bei dem untersten Sprichwort “Bleib so, wie du bist”. Wie oft sagen wir das jemandem als gut gemeinten Ratschlag? Als Coach für Weiterentwicklung und Selbstentfaltung ist dieses Sprichwort für mich ein absolutes No-go und Dorn im Auge. Denn auch dieser Glaubenssatz hemmt den Hörer in seiner Weiterentwicklung.
Der einzige Weg, Glaubenssätze als solche zu erkennen ist Achtsamkeit. Jedes Mal, wenn dir etwas auffällt, etwas komisch klingt oder du eine Meinungsverschiedenheit mit jemand hast, die Thematik zu hinterfragen. Mache einen Realitätscheck.
Wie denke ich darüber?
Wie denkt mein Gegenüber darüber?
Wie sind die Fakten?
Empfehlenswert ist es ebenso, Dir deine Gedankengänge zu der Thematik (z.B. Leichtigkeit im Leben) aufzuschreiben. In dem Moment kannst Du mehrere bis alle Glaubenssätze aufdecken und bestimmte Muster leichter erkennen.
Auf diesem Weg schaffst Du es recht einfach, Deine bewussten Glaubenssätze zusammenzufassen. Schwieriger wird es mit Glaubenssätzen, die sich in unserem Un- und Unterbewusstsein verstecken. Diese zu finden, bedarf es etwas mehr an Aufwand und vor allem externer Unterstützung.
Die Geschichte mit den Affen
Wie sich solche Glaubenssätze in uns manifestieren, zeigt folgende Geschichte recht deutlich. Ohne selbst die Erfahrung gemacht zu haben, werden die Glaubensmuster anderer bei ausreichender Einwirkung auf uns zu unseren eigenen Mustern…
Eine Gruppe von Forschern sperrte fünf Affen in einen Käfig. In der Mitte des Käfigs stand eine Leiter und von oben hingen Bananen herab. Jedes mal, wenn ein Affe oben auf der Leiter kurz vor den Bananen war, haben die Forscher ihn mit kaltem Wasser nass gespritzt.
Als der nächste es versuchte und gleiches Schicksal erlitt, war es mit den Versuchen erst mal getan. Die anderen hatten auch daraus gelernt.
Die Wissenschaftler tauschten einen der Affen aus. Als dieser die Bananen entdeckte, war das erste, was der ausgewechselte Affe versuchte, die Leiter hochzuklettern. Die anderen Affen hielten ihn sofort davon ab. Ein weiterer Affe wurde ausgetauscht und es geschah gleiches Szenario. Alle vier hielten den Neuling davon ab, die Leiter hochzuklettern. Es wurde ein dritter, ein vierter und schließlich auch der fünfte Affe ausgetauscht. Es wiederholte sich alles.
Die Situation im Käfig war nun die, dass fünf Affen drin saßen von denen noch keiner versucht hatte, die Leiter hochzuklettern. Alle gehorchten den gleichen Regeln, obwohl keiner von ihnen wusste warum.
Verallgemeinerungen
Achte auf Verallgemeinerungen in den Glaubenssätzen und auf Bereiche, in denen diese ihre Wirkung entfalten. Es ist leicht möglich, dass Dir der eine Glaubenssatz bei deiner Arbeit hinderlich ist, für Dein Hobby jedoch sehr hilfreich sein kann. Ein passendes Beispiel hierfür ist “Ohne Fleiß kein Preis”. Bei Deiner Arbeit ist die Gefahr, Dich zu überarbeiten um das gesetzte Ziel zu erreichen sehr hoch. Solang es noch in der Ferne liegt, wirst Du meinen immer fleißiger werden zu müssen damit dieses auch erreicht wird. So stürzt Du Dich in die Arbeit und könntest dadurch den Fokus auf das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren oder mit der Volkskrankheit „Burn-out“ dastehen. Ganz zu schweigen von den anderen Annehmlichkeiten des Lebens, die dadurch in den Hintergrund rücken.
Andererseits ist dieser Glaubenssatz für den sportlichen Bereich oder die sportlichen Hobbies sehr wertvoll. Da kann vermehrtes Training Dir zu wahren Höchstleistungen verhelfen.
Umgang mit Glaubenssätzen
Sind Dir die wesentlichen Glaubenssätze für dein Thema erst mal bekannt, kannst du entscheiden wie Du damit umgehen möchtest. Dazu hast Du drei Möglichkeiten
- auflösen
- verändern
- behalten
Wie Du damit umgehst, ist in erster Reihe davon abhängig ob sie Dir nützlich oder hinderlich sind. Das kannst Du über folgende Fragen eingrenzen:
- Woher stammt dieser Glaubenssatz? Ist es eine eigene Erfahrung oder habe ich ihn von jemand übernommen?
- Ist das heute noch für mich und meine aktuelle Situation zutreffend?
- Wie fühle ich mich, wenn ich diesen Glaubenssatz vorlese? Ist es einengend oder eher befreiend?
- Wie wäre es, wenn dieser Glaubenssatz keine Wirkung mehr auf mich hätte?
- Gibt es für meine Situation eine sinnvolle Alternative? Kann ich aus meinem jetzigen Glaubenssatz eine Umformulierung schaffen, die mir nützlich ist?
Eine Visualisierung oder emotionale Hinterfragung des Ganzen ist sinnvoll, da Du hier Deinen rein rationalen Verstand – der von Glaubenssätzen geprägt ist – zumindest etwas in den Hintergrund schieben kannst.
Wichtig ist, sobald Du Dich für eine Veränderung des Glaubenssatzes entschieden hast, den Neuen auch für sämtliche Bereiche Deines Lebens zu prüfen. Möglicherweise müsste noch das ein oder andere Detail hinzugefügt oder weggenommen werden um überall gut zu passen. Denke da an die Verallgemeinerungen von vorhin.
Ein Beispiel für die Veränderung eines Glaubenssatzes möchte ich dir zeigen:
Glaubenssatz: Du musst nur wollen und der Erfolg wird sich einstellen.
Alternative: Du musst wollen und können damit sich der Erfolg einstellen kann.
Mindset – Arbeit allein reicht nicht
Viele Glaubenssätze lassen sich auf diesem Wege recht einfach aus dem Leben schaffen und dies zu einem freieren werden. Doch gibt es auch diejenigen, die bereits lange Teil des Lebens sind. Da wird es dann schon etwas schwieriger. Da helfen Affirmationen und eine bewusste Auseinandersetzung recht wenig. Denn sind diese mit Emotionen und Gefühlen verbunden, sind sie sehr stark im Un- oder Unterbewusstsein verankert und lassen sich auch nur hier langfristig und nachhaltig wieder lösen.
Bestimmte Gefühle wollen wir nicht unbedingt in unserem Leben haben. Dazu gehören vor allem: Schuld, Zorn, Angst, Wut und Leid. Um diese Gefühle bei der Lösung von Glaubenssätzen zu umgehen, haben sich verschiedenste Techniken bewährt, die über das Unterbewusstsein die Glaubenssätze an der Wurzel eliminieren können. Mit einem guten und achtsamen Coach an der Seite wirst du womöglich noch weitere und tiefer liegende Glaubenssätze aufdecken und lösen, als denjenigen der dein aktuelles Anliegen ist und diesen vielleicht sogar noch nährt.
Regelmäßige Prüfung
Bist Du auf rein rationalem Wege unterwegs, Deine Glaubenssätze aufzudecken und zu lösen, ist es nicht selten, dass diese – auch leicht verändert – wieder zurückkommen. Das liegt an den Gewohnheiten unseres Lebens. Gewohnheiten brauchen eine gewisse Zeit, bis sie sich verändern. Daher solltest Du in regelmäßigen Abständen prüfen wie es um bestimmte, für dich wichtige, Glaubenssätze steht. Bist Du in ein altes Muster zurückgefallen und Dein alter Glaubenssatz ist wieder aktiv, entscheide Dich erneut für den neuen Weg.
Erfolgsfördernde Glaubenssätze
Bereits zu Beginn habe ich darauf hingewiesen. Wir haben alle neben den hemmenden auch förderliche Glaubenssätze.
- Das Leben ist voller Möglichkeiten.
- Es steht mir zu, das zu erreichen, was ich möchte.
- Ich bin es mir wert, das Leben zu leben, das ich mir wünsche.
- Ich habe die Kraft und die Macht mir meine Umstände selbst zu erschaffen.
Auch diese Liste ließe sich unendlich weiter ausführen. Finde die für dich passenden und förderlichen Glaubenssätze und habe Freude am Umgang damit.
Die liebe Zeit
Und wenn jetzt einer der häufigsten Glaubenssätze
Ich habe keine Zeit.
bei Dir auftaucht, möchte ich Dir mit einem kurzen Beispiel zeigen, dass dem nicht so ist. Wenn Zeit wirklich benötigt wird, steht sie Dir auch zur Verfügung. Es ist immer nur eine Sache der Prioritäten.
Nehmen wir an, Du fährst in die Stadt und hast es eilig zu einem Termin zu kommen. Nach längerer Suche findest Du eine Stelle an der Du das Auto abstellen könntest und es bleibt keine Zeit mehr übrig um das nötige Ticket zu ziehen. Dazu kommt noch, dass Du mit der Front des Fahrzeugs in einer Feuerwehrzufahrt stehst.
Mit dem Gedanken „Das wird schon für die kurze Zeit passen.“ verlässt Du dein Fahrzeug. Du beeilst dich und schaffst es gerade noch rechtzeitig zum Termin, der dann noch etwas länger als geplant dauert.
Als Du zurück kommst, ist dein Auto weg. Abgeschleppt!
Und plötzlich kommt der Zeitfaktor ins Spiel. Du hast jetzt Zeit, dich zu informieren wo dein Fahrzeug steht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinzufahren und dein Fahrzeug gegen eine hohe Summe an Gebühren auszulösen. Da die Verwahrungsstelle natürlich genau auf der anderen Seite der Stadt ist, musst Du den ganzen Weg zurück fahren um dann nach Hause zu kommen.
Die 30 Sekunden, in denen Du keine Zeit hattest um ein Ticket zu lösen und ordentlich zu parken, werden dir nun um ein Vielfaches wieder weg genommen. Dazu noch die hohen Kosten im Vergleich zu einem einfachen Parkticket.
Gehe Deinen nächsten Schritt
Es geht also nicht immer darum, etwas schnell los zu werden und Raum für Neues zu schaffen.
Eine detaillierte Betrachtung der Situation und die Sinnhaftigkeit der Glaubenssätze kann Dich dazu bringen, diesen lediglich in einen für Dich vorteilhaften zu wandeln.
Es sind nicht immer nur Glaubenssätze, die Dich davon abhalten den Weg zu gehen, den Du Dir vorgestellt und gewünscht hast. Eine Verbindung zu anderen, Dir unbekannten, Verhinderern ist da nicht selten. Das können Ängste oder auch ein falsches Mindset sein.
Stehst Du gerade an dem Punkt, dass Du allein nicht weiter kommst, suche Unterstützung. Mit Erreiche bisher unerreichtes werden diese Verhinderer im Detail sichtbar gemacht und gelöst. Geh Deinen nächsten Schritt und
Und wenn Du jetzt der Meinung bist, keine Zeit zu haben, denke kurz an den oberen Glaubenssatz.